Die Digitalisierung bestimmt unser Leben. So unterbrechen wir etwa alle 20 Minuten unseren Lebensfluss durch einen Blick auf das Smartphone. Mehrere Stunden täglich sind wir so auch in unserer Freizeit im Online-Modus. Doch tut uns das wirklich gut? Leider ist eher das Gegenteil der Fall - ein Innehalten mit einem Verzicht auf Smartphone, Tablet und PC ist für viele von uns längst überfällig.



Einfach mal offline sein.

Umfragen zufolge können sich etwa zwei Drittel der Deutschen vorstellen, eine Zeitlang auf Alkohol zu verzichten, aber nur 20 % sind bereit, für längere Zeit offline zu gehen. Doch nur, wer es wirklich probiert, wird spüren, wie befreiend und entspannend diese Auszeit ist. Gleichzeitig schafft das Internet-Fasten Zeit und Raum für andere Aktivitäten. Und die positiven Erfahrungen der digitalen Fastenzeit sind dann der optimale Einstieg in einen dauerhaft reduzierten Online-Modus.

Online macht Stress

Wer ständig online ist, hat jede Menge zeitraubende Verpflichtungen: Die diversen Social-Media-Accounts wollen ständig gepflegt werden, jede Mahlzeit wird in einem Foto verewigt und gepostet, der perfekte Augenblick in einem Selfie festgehalten und geteilt. Und nur die Dokumentation eines richtig tollen Events sorgt für die heiß begehrten Likes. Beim Lauf durch den Park werden Laufzeiten, Schrittzahlen und Pulsfrequenzen dokumentiert und gecheckt, auf der Suche nach dem besten Schnäppchen sicherheitshalber mehrmals am Tag die Angebote sondiert. Und auch aus einem Spiel kann schnell ein Zwang werden, denn eine neue Spielrunde könnte die bisher erreichte Punktzahl vielleicht noch toppen. Eine Verschärfung der Spielpflicht findet in Online-Rollenspielen statt, denn hier müssen zu jeder Tages- und Nachtzeit wichtige Missionen erfüllt werden. Und dabei darf man die Spielergemeinschaft auf keinen Fall hängen lassen. Das ist schon mal Stress pur. Exzessive Onlinenutzung kann leicht abgleiten in eine echte Sucht mit all ihren negativen Folgen für die körperliche und seelische Gesundheit.

Die neue Leichtigkeit

Der harte Schnitt mit einem kompletten Rückzug aus der Online-Präsenz ist natürlich eine wirklich große Herausforderung. Wer sich dieser nicht gewachsen sieht, setzt auf Teilzeitfasten: So werden Social-Media-Accounts beispielsweise nur noch einmal täglich gepflegt und ihre Zahl wird drastisch beschränkt. Ab 20 Uhr abends gehen alle Geräte offline. Online-Shopping ruht ganz oder unterliegt einem strikten Zeitkontingent von einer halben Stunde wöchentlich bei finanzieller Begrenzung. Spielzeiten werden gestrichen oder beschränken sich auf zwei Stunden am Wochenende. Der Verzicht sorgt vielleicht zunächst für Verunsicherung: Was bloß tun mit all der freien Zeit? Oder auch für Ängste: Werde ich überhaupt noch zu Partys eingeladen?

Doch schon recht bald überwiegen die positiven Erfahrungen des Online-Fastens: Abends trifft man sich mit Freunden zum Kochen oder zu einem Spieleabend mit Brett- oder Kartenspielen. Nach der Arbeit bleibt Zeit für einen langen Spaziergang, eine Radtour oder ein paar Bahnen im Schwimmbad. Beim Joggen genießt man die Ruhe, den Gesang der Vögel und das Rauschen des Windes. Statt stundenlang verkrampft auf den Bildschirm zu starren, stärkt und entspannt man sich in der Sauna, beim Yoga oder beim Tai Chi.

Die Dosis macht das Gift

Fasten, also Verzicht, bedeutet den Abschied von eingefahrenen Gewohnheiten. Damit einher geht aber immer auch eine Art Entgiftung auf körperlicher und seelischer Ebene. Das Plus an freier Zeit sorgt für Entspannung und Ausgeglichenheit. Eine begrenzte, aber durchaus strenge Zeit des Internet-Fastens öffnet die Augen für das rechte Maß im Umgang mit Online-Medien. Langfristiges Ziel ist es, die Vorteile des Netzes zu nutzen, ohne sich zum Sklaven machen zu lassen.


Und so geht’s: